Die Liste der Stolpersteine in Gießen führt die vom Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine in der Universitätsstadt Gießen in Hessen auf, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In der folgenden Übersicht werden die auf dem Stadtgebiet 126 verlegten Stolpersteine an 46 Verlegeorten (40× Gießen, 1× Kleinlinden und 5× Wieseck) der ersten fünf Verlegeaktionen dokumentiert. Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Verlegungsort. Die seit 2006 tätige Koordinierungsgruppe Stolpersteine in Gießen weist auf ihrer Homepage insgesamt 168 Stolpersteine an 60 Orten nach neun Verlegungen nach (Stand Okt. 2022).

Gießen

Bereits im Mittelalter bestand in Gießen jüdisches Leben. Ab 1887 gab es in Gießen zwei jüdische Gemeinden, die liberale Israelitische Religionsgemeinde und die orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft. Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung zählte die Stadt Gießen 855 jüdische Einwohner. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung, den Repressalien und der Reichspogromnacht von 1938, bei der die beiden Synagogen den Flammen zu Opfer fielen, wurden am 31. August 1937 noch 358 jüdische Einwohner gezählt. Zwischen 1939 und 1941 wurden die verbliebenen jüdischen Familien in sogenannte „Judenhäuser“ in der Liebigstraße 33 und 37, Marburger Straße 44, Asterweg 53 und Alter Wetzlarer Weg 17 (ehem. Wetzlarer Weg 17) zwangsweise zusammengelegt. 1942 lagen diese in der Walltorstraße 42 und 48 und in der Landgrafenstraße 8. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Gießen sah zum 14. September 1942 die Ghettoisierung der letzten 141 noch in Gießen lebenden jüdischen Personen sowie aus Orten der Umgebung (neun aus Wieseck, 180 aus weiteren Orten) in einem Massenquartier in der Goetheschule (Westanlage 43) vor, bevor diese zwei Tage später über den Güterbahnhof deportiert wurden. Die Deportation erfolgte mehrheitlich über Darmstadt in die Vernichtungslager des Ostens, teilweise in das Ghetto Theresienstadt. Des Weiteren wurden von Januar bis März 1941 265 Menschen aus der Heil- und Pflegeanstalt Gießen zur Ermordung nach Hadamar gebracht.

Kleinlinden

Lützellinden

Wieseck

In Wieseck bestand beginnend im 17. Jahrhundert bis 1938/40 eine jüdische Gemeinde. Zu ihr zählten 1933 noch etwa 30 Gemeindeglieder die in den folgenden Jahren auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise auswanderten. Ziele der Emigranten waren die USA (15 Personen), Brasilien (3), England (1) und Palästina (1). Am 10. November 1938 kam es durch die Nationalsozialisten zur Schändung der Synagoge und der Verbrennung der Inneneinrichtung mit Torarollen und Ritualien. Im September 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner in die Vernichtungslager des Ostens deportiert. Weiteren in Wieseck geborenen ober zeitweise lebenden jüdischen Schicksalen wurde bisher noch nicht gedacht.

Literatur

  • Christel Buseck, Monika Graulich, Dagmar Klein, Ursula Schroeter, Klaus Weißgerber (Hrsg.): Stolpersteine in Gießen: Dokumentation Frühjahr 2012 nach vier Verlegungen 2008–2010. Gießen 2012.

Weblinks

  • Stolpersteine. Stadt Gießen; abgerufen am 6. Februar 2024 
  • Digitaler Stadtplan. Stadt Gießen; abgerufen am 28. Januar 2022 (digitaler Stadtplan von Gießen mit Layer Stolpersteine). 

Einzelnachweise


stolpersteine 01 hessencam

stolpersteine [Geschichtskarten Wiki]

Pin van schwarzen augen op Stolpersteine Geschiedenis

Stolpersteine wider das vergessen Jüdisch in Attendorn

Stolpersteine in Süßen und Wäschenbeuren